Hotel Niebelungenhof Kerschbaumer Franz

Ich habe mir lange überlegt, ob ich überhaupt etwas schreiben soll, zu groß ist die Enttäuschung. Seit Jahren waren wir zu zweit oder als Familie wertgeschätzte Stammgäste des Hauses. Weder störten uns die Haare im Abfluss, noch die nichtvorhandene Terrasse, noch das kalte Duschwasser, noch, dass mein (dünner) Mann einmal in einem der alten Betten eingebrochen ist, noch der überhöhte Preis, der einzig der Lage geschuldet ist. Gerne fuhren immer wieder von Wien nach Tulln, um die Donau vorm Fenster fließen zu sehen und des Nachts die hellerleuchteten Schiffe auf ihr. Heute wollte ich zum Geburtstag meines Mannes ein Zimmer für das Wochenende buchen und bekam den Sohn des Besitzers zu sprechen, der mir in unfreundlichstem Tonfall die Frage stellte,was ein Nibelungenzimmer sei, nach dem ich fragte, und mit "Nein,haben wir nicht" legte er auf. Ich dachte, dass er vielleicht gerade im Stress sei und versuchte es später nochmals. Ich erklärte ihm,dass es mir sein Tonfall vorhin unmöglich gemacht hatte, nach einem anderen Termin zu fragen. Unwillig brummte er irgendetwas, das wie eine halbherzige Entschuldigung klang, um dann abzubrechen. Als ich sagte, dass ich aber noch weiterreden wolle,weil ich die Buchung für einen anderen Termin versuchen wollte, meinte er:" Aber ich nicht.". Ist das der neue junge Ton, ist es Dummheit,ist es Überheblichkeit, oder ist es alles auf einmal? Jedenfalls hat es zum Geschäftsfortgang nichts beigetragen. Das ist denen aber wahrscheinlich egal, da das Geld ja im Haus so gut fließt wie die Donau draußen. Schade. Wie traurig! Als wir es kennenlernten, war es ein gemütliches, persönliches, menschliches Haus für Menschen Traurig, wenn man sieht, wie das Geld den Charakter verdirbt. Bei allen Nibelungen, wir müssen uns etwas Anderes suchen!!